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The Jazz Defenders: Scheming (Review)

Artist:

The Jazz Defenders

The Jazz Defenders: Scheming
Album:

Scheming

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Soul-Jazz

Label: Haggis Records
Spieldauer: 41:57
Erschienen: 14.02.2020
Website: [Link]

Was passiert, wenn Soul auf Jazz, Funk auf Barhausmusik, Trompete auf Saxofon, akustische und elektrische Bässe auf Orgeln, Keyboards und Schlagzeug treffen?
Eine gewagte Kombination?
Aber nicht doch!
Willkommen im musikalischen Universum der JAZZ DEFENDERS, welche einerseits als leidenschaftliche Liebhaber der Blue Note Records und von HORACE SILVER, HANK MOBLEY oder ART BLAKEY gelten, zugleich garantiert bei all ihrer Trompeten-Dominanz und den gewagten Sound-Kombinationen oder der verspielten Einheit von Gebläse, Tasten, Bass und Drums, wie besipielsweise bei beim Album-Opener „Top Down Tourism“, einem MILES DAVIS genauso wie einem LOUIS ARMSTRONG sicher namhafte Fürsprecher hätten, auch wenn diese beiden schlichtweg genialen Trompeter dummerweise nur noch in himmlischen Gefilden ihr Gebläse anwerfen, während noch dazu ganz erdverbunden der WEATHER REPORT samt DAVE BRUBECK nicht nur unsere klimatischen Unzulänglichkeiten, sonder auch die höchste Kunst der Jazz-Musik präsentiert. Hier kommt eben viel zusammen – aber es passt.

Scheming“ ist das Debüt-Album von fünf, auf den ersten Blick verdammt jung erscheinenden, Musik-Burschen aus Bristol, die schon wie alt-eingespielte, meisterhafte Jazz-Hasen und noch dazu auf der Vinyl-Ausgabe des Albums sound-technisch berauschend und irgendwie nach den guten, alten Zeiten klingen, als man sich für Musik noch Zeit nahm, statt sie zur streammakulaturischen Massenware verkommen zu lassen. Wer bitte spielt oder macht heute noch solche Musik, wenn er damit schnelles Geld verdienen will? Natürlich keiner, sondern nur diejenigen, die tatsächlich noch an sich sowie ihre Musik glauben und noch dazu hervorragende Musiker sind. Das alles gilt ohne jegliche Einschränkung auch für die JAZZ DEFENDERS aus Great Britain.

Das leidenschaftliche Quintett, welches zwar auf eine Gitarre verzichtet, ansonsten mit dem typisch klassischen Rockinstrumentarium (akustische und elektrische Keyboards und Bässe sowie Schlagzeug) und einer Bläser-Sektion aus Trompeten und Saxofone aufwartet, vereinen auf „Scheming“ eingängige Soul- oder Funk- mit recht komplexen Jazz-Rhythmen und setzen sich damit gleich zwischen mehrere unterschiedlich stilistische Musik-Stühle, ohne dabei auch nur einmal unsanft auf ihren kompositorischen Hintern zu fallen. Eher verteilen sie Arschtritte in die Musik-Richtung, die immer nur auf Einseitigkeit setzt. Und diesbezüglich gibt’s ja eine Menge – man schalte nur mal irgendeinen Standardsender im Radio an...

Die zweite „Scheming“-LP-Seite wird dann sogar grandios orgelig gleich im besten BOOKER T. & THE M.G.'S-Stil eröffnet, dass einem regelrecht die grünen Zwiebeln um die Ohren fliegen. Und genau dieser Titel, der dem Album seinen Namen verlieh, verweist zugleich auf die Perfektion des Band-Keyboarders GEORGE KOOPER, dem Gründer der JAZZ DEFENDERS und einer, der locker einem HERBIE HANCOCK das Wasser reichen kann, auch weil er mit seinen gerade mal 31 Jahren schon an den schwarzen und weißen Tasten namhafte Bands bzw. Musiker unterstützte, wie HANS ZIMMER, U2, NIGEL KENNEDY oder THE HAGGIS HORNS (unter deren Label sie auch „Scheming“ veröffentlichen). Selbst der Schwarzmarkt („Black Market“) von WEATHER REPORT scheint bei den JAZZ DEFENDERS dauerhaft geöffnet zu sein.

Aber auch der Swing ist selbstverständliche Spielart der THE JAZZ DEFENDERS, den sie ausgiebig in „Everybody's Got Something“ und „Hawkeye Jorge“, samt verspielter Schlagzeug-Einlagen, ausleben.
Und damit der Bass ja nicht zu kurz kommt, durfte der sich zuvor gleich am Ende der LP-A-Seite gut sechs Minuten lang auf „Late“ austoben.
Vielfalt statt Einfalt eben – und wenn eine so großartige Genre-übergreifende Band wie MEZZOFORTE aus Island während ihrer „Garden Party“ Skandinavisches, Jazziges, Funkiges und Poppiges miteinander vereinten, dann vereinen die JAZZ DEFENDERS aus England eben den Jazz mit Soul und Funk sowie Swing und einer fetten Blue-Note-Atmosphäre. Beide Varianten funktionieren und machen nicht nur Freude, sondern zeigen, dass Jazz, wenn er als Musik-Grundlage dient, sich aber einfach nicht zu ernst nimmt, jede Menge Spaß machen kann – allerdings perfekt kalkuliert und umgesetzt. Kein musikalisch plumper Karneval für die Ohren eben, sondern farbenprächtiges Vergnügen für die Sinne.
„Schemen“ wird so zum sinnlichen Erlebnis für all diejenigen, die sich klangtechnischen Grenzen verweigern und mit offenen Ohren nach einer Freiheit suchen, die zwar Massenkompatibles verweigert, aber trotzdem massentauglich wäre, würde man es nur öfters mal im Radio hören statt mit dem zuckersüßen Einheitsbreit von flachbrüstig-ohrverschmalzten Moderator(inn)en überfüttert zu werden.

FAZIT: Wenn die britischen JAZZ DEFENDERS auf ihrem Debüt-Album „Schemen“ ihre Musikmischung aus Jazz-Soul-Hardbop-Swing-Funk auspacken, dann ist nicht nur große Abwechslung, sondern auch leidenschaftlich-professionelle Improvisationsfreude angesagt. Ein spitzenmäßiges Debüt, das locker mit den Alben vieler Jazz-Größen, wie dem „alten Herren“ HERBIE HANCOCK oder dem „jungen Burschen“ MICHAEL WOLLNY mithalten kann.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3007x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (20:58):
  • Top Down Tourism (4:51)
  • She'll Come Round (5:11)
  • Costa Del Lol (4:36)
  • Late (6:20)
  • Seite B (20:59):
  • Scheming (3:08)
  • Everybody's Got Something (4:24)
  • Hawkeye Jorge (3:26)
  • Brown Down (6:25)
  • Rosie Karima (3:36)

Besetzung:

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